Aldira Akai Mundurukú gehört einem Indigenen Kollektiv an, das mit audiovisueller Kommunikation Menschenrechtsarbeit für die Gemeinschaft der Mundurukú leistet. Für dieses Engagement hat das dreiköpfige Frauenkollektiv in Brasilien mehrere Preise gewonnen.
Aldira, wie kamst du zur audiovisuellen Kommunikation?
Das war im Jahr 2015, als wir die erste Demarkierung durchführten, um unser Gebiet als Indigenes Territorium anerkennen und schützen zu lassen. Diese Demarkierung wurde von anderen Kommunikator:innen begleitet. Sie brauchten Unterstützung bei der Übersetzung von Mundurukú ins Brasilianische, und da ich schon Sprachlehrerin war, half ich ihnen, die Videos zu übersetzen. Da begann mir die audiovisuelle Kommunikation zu gefallen.
Wie hast du dich ausgebildet?
Ich habe zuerst in Manaus einen Einführungskurs besucht und danach gemeinsam mit anderen Interessierten einen Vertiefungskurs. Von ursprünglich über zehn Personen sind jetzt aber nur noch wir drei Frauen in der Kommunikation tätig, darum nennt man uns auch «das Frauen-Kollektiv».
Warum ist diese Kommunikation wichtig?
Die audiovisuelle Kommunikation ist eine tolle und wichtige Arbeit. Sie unterstützt den Kampf der Gemeinschaft der Mundurukú für ihre Rechte und den Schutz des Waldes. Denn unser Problem sind Holzfäller:innen und Goldgräber:innen, die in unser Gebiet eindringen und die Natur zerstören. Dies können wir mit Foto und Film dokumentieren und beweisen. Wir zeigen mit unserer Arbeit die Wirklichkeit, denn viele Leute draussen wissen nicht, was hier geschieht. Manchmal hört man von Regierungsvertreter:innen, dass es hier am Mittleren Tapajós-Fluss gar keine Indigenen Gemeinschaften gebe. Unsere Kommunikation zeigt: Doch, es gibt uns, wir sind hier, und wir kämpfen für unser Territorium.
Richtet sich eure Kommunikation vor allem an die Aussenwelt?
Nein, sie ist auch für die Indigene Gemeinschaft sehr wichtig. Denn wir dokumentieren auch unsere Indigene Tradition und Kultur: so etwa die Geschichten, Lieder und Erzählungen von älteren Personen. Indem wir den Kindern und jungen Menschen diese Dinge zeigen, sorgen wir dafür, dass unsere Kultur nicht verloren geht. Auch die Dorfschule benutzt unser Material im Unterricht.
Was braucht ihr, damit ihr eure Arbeit weiterführen könnt?
Die Unterstützung von Voices ist sehr wichtig für uns. Dadurch konnten wir einen Hauptsitz bauen, in dem wir auch unser Material aufbewahren können. Dort werden wir Computer und Kameras zur Verfügung stellen, um zum Beispiel Weiterbildungen in audiovisueller Kommunikation durchzuführen. Das Klima ist so feucht, dass es bisher teilweise nicht möglich war, unsere Festplatten geschützt aufzubewahren. Es drohte Wasserschaden und Datenverlust.
Was ist bisher eurer grösster Erfolg?
Dass wir den langjährigen Kampf um die Anerkennung von unserem Gebiet Sawré Muybu als Indigenes Territoriums begleiten konnten. Diesen Kampf führen wir alle gemeinsam, und er führt zum Ziel: So hat kürzlich das Justizministerium ein Dekret für die Anerkennung unterzeichnet – ein grosser Erfolg für die Gemeinschaft der Mundurukú.
Aldira Akai Mundurukú wohnt und arbeitet im Dorf Sawré Muybu. Die 33-Jährige ist als Primarlehrerin in ihrem Dorf tätig. Daneben engagiert sie sich als Aktivistin im «coletivo audiovisual Mundurukú Daje Kapap Eypi» sowie als Vize-Koordinatorin von PARIRI, der Organisation der Mundurukú (siehe auch Hauptartikel in diesem Heft). Voices unterstützt die Gemeinschaft der Mundurukú und hat für das Jahr 2025 zum zweiten Mal in Folge mit dem Frauen-Kollektiv einen Foto-Vertrag abgeschlossen.
Interview: Dominique Schärer, Kommunikation und Julia Büsser, Programmleiterin Schwerpunkt Amazonas
Foto: Vinicius Brito Da Silva Machado